Krise. Chance zur Veränderung?

Krise. Chance zur Veränderung?

Eine ganz besondere Einladung

Niemand kann es in der aktuellen und beispiellosen Zeit leugnen: SARS-CoV-2, COVID-19 und Corona sind in aller Munde. Wir sind mit Einschränkungen und Herausforderungen konfrontiert, die in dieser Form wohl für die meisten von uns erstmalig und weitreichend sind.

Erstmalig, da wir seit mehr als 60 Jahren in weiten Teilen Deutschlands weitestgehend uneingeschränkt und ohne allzu große Regeln und Verbote unseren Alltag gestalten konnten.

Weitreichend, da nicht nur einzelne Bereiche betroffen sind, sondern mit wenigen Ausnahmen vieles, was wir als normal, gewohnt und routiniert empfinden betroffen ist. Von Freizeitangeboten (Stadion, Konzerte, Festivals, Schwimmbad, Strandbad) über Kita, Hort, Schule, Studium, Arbeit bis hin zum Besuch der Familie und liebster Menschen.

Solche Einschränkungen für alle Bürger kannten die aller meisten in Deutschland nur selektiv und punktuell.
Zum Beispiel 1973 während der Ölkrise. Als ungewöhnliche Sparmaßnahme wurde damals die s.g. „Autofreien Sonntage“, verhängt. Viele Menschen nutzten zu jener Zeit staunend die seltene Möglichkeit, einmal eine Autobahn zu Fuß oder per Fahrrad zu erkunden.
Oder die Ausgangsbeschränkung im April 1986, als es in der damaligen Tschechoslowakei im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einem Nuklearunfall kam. Für mehrere Tage waren Kindergärten und Schulen geschlossen, öffentliche Spielplätze durften nicht genutzt werden.

Doch was diese Ereignisse von dem heutigen unterscheidet. Sie betrafen nur einen Teilbereich des Alltags und dauerten nur wenige Tage. Die jetzige Ausgangsbeschränkung und die vielen Schließungen, Erlasse und Verbote hingegen gefühlt das gesamte persönliche Leben.

Was macht es mit uns, wenn wir unsere liebgewonnenen Rituale nicht mehr einhalten können?

Es kann mit uns sehr viel „machen“, wenn wir aus unseren Lebens- und Alltagssituationen gerissen werden.

Im „normalen“, dem routinierten Alltag, passen wir uns mit einer gewissen -konditionierten- Dehnbarkeit den Abläufen an.

Wir haben Ritual: zur Arbeit/Studium/Schule gehen, Familie, Freizeitaktivitäten – alles zu bestimmten Zeiten und festen Abläufen. Das ist jetzt alles nicht mehr da. Was sich Anfangs für manch eine Person vlt noch wie Urlaub anfühlte, hat sich schnell in Unwohlsein gewandelt. Es fühlt sich an wie ein Leben in Abfolge vieler Sonntage. Jeder Tag gleicht dem andern. Selbst Homeoffice, eLearning und virtuelle Sportgruppen lassen die Stimme, „das gute Gefühl nur im Außen zu erhalten“ nicht mehr unhörbar verdrängen.

Plötzlich bekommen wir die deutliche Einladung, das eigene Leben aus der Distanz zu betrachten.
Keine Ablenkung im Außen. Keine Einladung zu Freunden, die zweite oder dritte an einem Wochenende. Kein Run ins Fitnessstudio. Keine weitere Shopping-Tour.

Alle Versuche, die „Kontrolle“ über die Gestaltung des eigenen Lebens – der Routine ALLTAG – mit all den vielen, rasanten und aufeinanderfolgenden Ereignissen im Außen sind abrupt gestoppt.

Im Grunde ist so eine Besinnlichkeit ins Leben eingezogen, mit der man nicht so richtig weiß, wie damit umzugehen.

Denn lange Zeit war da dieses schneller, weiter, höher. Alles muss schneller werden, alles muss mehr werden. Und dann plötzlich ein Moment, in dem man da drauf guckt und denkt: Okay? Vlt. doch nicht so ganz schlimm, wenn es anders wäre.

Ein neuer Blickwinkel. Eine Tür, in Alternativen zu denken, geht auf. Vieles was man gesagt hat: „Dinge, die sind halt so“, “die waren schon immer so, die kann man nicht ändern“. Und dann, plötzlich erkennt man: Ja, das eine oder andere fehlt nicht und die Lebensqualität nimmt wirklich nicht ab.

Würde denn dann etwas Existenzielles fehlen, wenn ich diese Veränderung, das weg von „dem Außen“ hin zum Innen – hin zu mir – beibehalte?

Das BewusstsSein, das bewusste Sein (gutfühliges Leben fühlen) wird deutlicher.

Die Frage kommt auf:
Braucht es das …? Braucht es das …? Braucht es das …?
Und wenn es das nicht braucht, was kann ich stattdessen machen? Was wünsche ich mir stattdessen?

Diese Frage ist die Einladung.
Die Einladung mit sich selbst bewusst in den Dialog zu treten und zu erfahren: was brauche ich wirklich – für mich.

Diese Einladung ist gerade in dieser einmaligen & außergewöhnlichen Zeit, mit all ihren „erzwungenen“ Einschränkungen (und Entschlackungen) eine hervorragende Chance zur Veränderung.

Denn in jeder Krise zeigt sich wie stark ein System ist und wo es (mehr) Aufmerksamkeit benötigt und auch Veränderung braucht.

Ganz herzliche Grüße,
Markus

Die Kommentare sind geschlossen.